1996
Andingen: Mit Herzklopfen betrat ich pünktlich um 20.00 Uhr die Herberge – mein Elternhaus – und setzte mich an den Tisch der Russentänzer.
Unter größtem Beifall der Vereinigten betrat Vater Kommissär Gerhard Bernhofer zu den Klängen des Prebermarsches den bis auf den letzten Platz gefüllten großen Maiersaal, gefolgt von den Altkommissären und Würdenträgern.
Nachdem sich unser äußerst redegewandter Kommissär in unvergesslich rührenden Worten für den hervorragenden Verlauf seiner dreijährigen Amtszeit bedankte, übergab er nach der Totenehrung den Wahlvorsitz an den ältesten Kommissär Josef Lüftenegger, Knappenwirt zu Tamsweg.
Nach längerem hin und her, es wurden 15 Vorschläge eingebracht, das für und wider abgewogen, ergriff Altkommissär Georg Hochleitner das Mikrofon und schlug mich nochmals vor.
Hier hat sich nun die Geschichte eingeholt, da gerade ich es war, der Ihn bei seiner Wahl zum Kommissär von den Junggesellen als deren Präses verhindern wollte.
Unter großem Hallo wurde ich nun von den Junggesellen zum Kommissärstisch getragen, wo mit nun allseits gratuliert und das goldene Hufeisen angesteckt wurde.
Unter der Stabführung des Sohnes der Kerzenmutter und des Altkommissärs Andreas Widmayer, der aus meiner Sicht selbst der würdigste Kandidat gewesen wäre, wurden nun durch die Bürgermusik und Junggesellen meine liebe Gattin Maria abgeholt und freudig begrüßt durch die Vereinigten, in die Herberge getragen.
Hier wurde uns nun gratuliert und da der Weg zum neuen Kommissärshaus nur über die Straße ist, begleiteten und entsprechend viele nach Hause, wo bis 6.00 Uhr gefeiert wurde.
Der große Umzug 26. Jänner 1996
In den Morgenstunden des 26.01.1996 bezog die Woche ihre Positionen, die Russentänzer und Altkommissär Bernhofer begleitete mich zur am Hauptplatz errichteten Tribüne, wo bereits die Bürgermusik die Ehrengäste, u.a. Landeshauptmann Hans Katschthaler sowie die Bundes- und Landesinnungsmeister der Fleischer Anton und Helmut Karl begrüßte und bewirtete.
Bei herrlichen, jedoch bitterkalten Januarwetter begann nun ein unglaublicher, alle Dimensionen übertreffender Umzug, der Tausende Menschen bis in die späten Abendstunden hellauf begeisterte.
Den Abschluss der 28 teilnehmenden Festgruppen bildete wie immer das prächtige Blauschimmel-Pferdegespann des Chefkutschers der Vereinigten Franz Gruber, „Hiaslerbauern“ in Glanz.
Es ist das Schönste der Welt, Kommissär der Vereinigten zu sein, es sollte von jedem Einzelnen als Ziel angestrebt werden.
Hut ab vor diesen tüchtigen Tamswegern, die in kürzester Zeit derartige Aufbauten, Gedichte, Ideen und bühnenreife Vorstellungen darbieten, die an Schauspielkunst auch vom Burgtheater nicht zu übertreffen wären.
Diese Freude, diese Begeisterung werden meine Familie und ich ein Leben lang nicht vergessen.
Am Abend bei der Bärenvesper trug unser Weihbischof Roderich I. in der von ihm bekannten Art und Weise die Wochenverrichtung und den Hirtenbrief vor.
Hoher Festtag 27. Jänner 1996
Unüberschaubar ist die Menge der Kirchgangsteilnehmer, hervorragend die Stimmung, festlich geschmückt wie alljährlich die Kirche durch den Vereinigten Herbert Lanschützer.
Die Lungauer Liedertafel umrahmt das Hochamt würdig mit ihren Stimmen. In der Herberge sind die Plätze viel zu wenig, als es zur Beruhigung des Magens wie üblich Geselchtes mit Sauerkraut und Schweinebraten mit Knödel gibt.
Am Nachmittag Hausieren in bester Stimmung.
Abends Ball mit unglaublichen Darbietungen der Junggesellen –Bandltanz-Gruppe, der Russentänzer und ganz besonders der beiden Frauengruppen, wobei besonders unsere allen bekannte Frau Dr. Mathilde Mrak als „Charly Maier“ allen unvergessen bleiben wird.
Einweihung der Kommissärsfamilie.
Balleröffnung durch meine Frau und Junggesellenpräses Max Kandolf, wo sich wieder ein Kreis der Vereinigten schließt, da ich in der Kommissärszeit seiner Eltern Junggesellenpräses war.
Maschgeratag 28. Jänner 1996
Treffpunkt 13.00 Uhr beim Kollerwirt.
Unzählige, bestens ausstaffierte Gruppen ziehen mit bühnenreifen Vorstellungen im umgekehrten Sinn des Uhrzeigers durch die Vereinigtenstationen, wobei sich besonders die Junggesellen mit der Aufführung eines Duells hervortun.
Unglaubliche Begeisterung und Euphorie bei allen. |
1997
Andingen: Wieder ein Wahljahr.
Nach dem Einzug des Kommissärskollegiums und Begrüßung sowie Tatenehrung dankte ich allen Funktionären für die geleistete Arbeit des letzten Jahres. Da die dreijährige Amtsperiode des Junggesellenpräses Max Kandolf, die dieser in vorbildlicher Weise ausgeübt hatte abgelaufen war, galt es einen neuen Präses zu wählen.
Nach zwölf Wahlvorschlägen, in denen u. a. die Namen der Kommissärssöhne Max und Charly Kandolf, Herwig Huttegger sowie Dechant Markus Danner genannt wurden, ging der große Favorit Josef Resch, „Leonhardsmesnersohn“ als neuer Präses hervor.
Er entstammt einer alteingesessenen und verdienstvollen Vereinigtenfamilie. Sein Großvater war langjähriger Lader. Dieses äußerst schwierige Amt übt zurzeit sein Onkel Franz Resch aus.
Seinen Beliebtheitsgrad erkannte man bereits in der ersten Nacht, als sich die Heimbegleitung zu einer Prozession auf den Leonhardsberg gestaltete.
Da der Bandlevit Peter Lintschinger nach fünfzehnjähriger Tätigkeit sein Amt zurücklegte, wurde der Fleischermeister Richard Kocher zu seinem Nachfolger erkoren und mit großem Hallo begrüßt.
Bärenvesper 13.01.1997
Mit großer Begeisterung warteten alle Vereinigten auf die Verlesung des Hirtenbriefes sowie die Wochenverrichtung, dies ich durch die hervorragenden Reime und Gedichte unseres Weihbischofs Roderich des I. als großer Anziehungspunkt – heute sagt man Megaevent- herauskristallisierten. Die Herberge war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Stimmung locker und aufgelassen.
Hoher Festtag 14.01.1997
Nach Kirchenbesuch Bruderschaftsmahl in der Herberge. Ehrung der Jubilare bei bester Stimmung.
Maskeratag 15.01.1997
Aus allen Vereinigtenaufführungen stechen besonders die Junggesellen unter dem neuen Präses Josef Resch mit ihrem Grimms-Metzgermärchen hervor.1998
Andingen: Feuer am Dach!
Zum allgemeinen Entsetzen aller Vereinigten begann am 01.01.1998 die Sauna sowie das Erlebnisbad im Keller unserer Herberge um 15.30 Uhr zu brennen an.
Dichte schwarze Rauchschwaden drangen bereits aus dem Dachboden, als die Feuerwehr eintraf.
Mein Bruder Hermann, der Herbergsvater, stürzte, da man nichts mehr sah, den Leuten voran in den Keller, um ihnen den Weg zu weisen. So musste er später mit Rauchgasvergiftung ins Spital gebracht werden.
Die Frau unseres Syndikus Hans Mrak, Mathilde, organisierte sogleich die Frauenbewegung des ÖVP sowie alle Familienangehörigen, die nun zusammen mit freiwilligen Helfern und dem Personal des Gambswirtes die Räumlichkeiten unserer Vereinigtenherberge wieder auf Hochglanz polierten, sodass mit dem Andingen pünktlich um 20.00 Uhr begonnen werden konnte.
Feierlicher Einzug des Kommissärs und der Altkommissäre zu den bekannten Klängen des Prebermarsches.
Nach der Begrüßung Dankesworte an alle Funktionäre für die geleistete Arbeit des letzten Jahres.
Totenehrung im besonderen Gedenken an den verstorbenen Leviten Matthias Siebenhofer, dem leider nur eine kurze Funktionsdauer beschieden war.
Festlegung des Zeitpunktes der Vereinigten – Festwoche.
Da in diesem Jahr niemand zu wählen war, griffen wir eine Idee des Vereinigten Helmut Müller auf und ließen alle anwesenden Junggesellenpräses ihre Erlebnisse während der jeweiligen Funktionsperiode erzählen. Unglaubliche Geschichten wurden zum Besten gegeben, Gelächter bis in die Morgenstunden.
Bärenvesper 19.01.1998
Festliche Stimmung im überfüllten Maiersaal, alles wartet gespannt auf die Junggesellen, damit unser Bischof Roderich I. endlich seinen von allen herbeigesehnten Hirtenbrief verlesen kann.
Pünktlich kommt der Präses mit vielen Junggesellen, ich muss ihm gratulieren, denn ich glaube, dass der Vereinigte noch nie so einen guten Hirten für seine Schafe hatte, wie ihn dieser Josef Resch verkörpert.
Herzliche Gratulation auch unserem Bischof, der den Montag durch seine Darbietung zu einem der Höhepunkte der Festwoche macht.
Hoher Festtag 20.01.1998
Frohgestimmt ziehen hunderte Vereinigte zum Hochamt in die festlich geschmückte Pfarrkirche, wo man staunend feststellen kann, dass sich der neue Dechant Markus Danner bei seiner Predigt jährlich übertrifft.
Nun weiß Er was Vereinigter ist. Ich bedanke mich beim Mahl ausdrücklich dafür.
Wie üblich gibt es Schweinebraten und Geselchtes.
Unser neuer Landeshauptmann Franz Schausberger ist anwesend und staunt über die ausgelassene und fröhliche Stimmung.
Hausieren wie üblich.
Guter Besuch beim Ball, um 4:00 Uhr früh zuhause.
Maschgeratag 21.01.1998
Nach Jahrzehnten wurde durch die Junggesellen nun wieder beim Tagrebell das Kesselwurstessen in den Räumen des Leviten Richard Kocher, Fleischermeister in Tamsweg eingeführt.
Wie üblich ziehen viele maskierte Gruppen durch den Ort. |